Fragen
Viele Fragen in unserer Sammlung wurden durch den mittlerweile verstorbenen Hans Balmer beantwortet. Das Team der Geschäftsstelle nimmt Ihr Anliegen gerne entgegen. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.
- Kompost wird nicht heiss
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05.03.2010 | Kompostieranleitungen
Sehr geehrter Herr Balmer,
mein Kompost ist voller Würmer, aber er wird nicht heiss. Er ist in meinem Schrebergarten und ich bringe wöchentlich unseren Hauskompost
(Küche) -
sowie unseren Hasenmist (Hobelspäne und Hasenkot). Ich gebe keinen Häcksel bei, weil ich denke, dass der Kompost genug Holzteilchen hat.
Regelmässig gebe ich Steinmehl und biologischen Kompostbeschleuniger bei und wässere den Kompost auch.
Sehr geehrte Frau Meier
Die Erwärmung eines Rottekörpers ist an verschiedene Bedingungen geknüpft.
1) Vom Zerkleinerungsgrad der zur Kompostierung bestimmten Reststoffe.
Die Wärme wird durch den Stoffwechsel der abbauenden Bakterien und Pilze erzeugt. Je kleiner die Bestandteile, desto grösser die Besiedlungsfläche, desto zahlreicher die Mikroorganismen und je grösser die Mikrobenmasse desto grösser die Erwärmung.
2) Vom Anteil der leicht abbaubaren Stoffe, die vor allem in frischem, pflanzlichen Material bzw. dessen Rückständen und Reststoffen enthalten sind.
3) Von der Menge solcher leicht abbaubaren Stoffe. Zwei, drei gut zerkleinerte Bananen- u. andere Obstschalen und ein paar zerkleinerte Salatblätter wöchentlich z.B. führen zu keiner merkbaren Erwärmung des Rottekörpers.
4) Vom mit Luft (Sauerstoff) gefüllten Porenvolumen. Der Abbau benötigt viel Sauerstoff, der nur durch fortlaufendes Lockern mit der Gabel (mischen) der Abbauzone und entsprechende Mengen Strukturmaterial (Häckselgut von Baum und Strauch) gewährleistet ist.
5) Von ausreichender Feuchtigkeit. Die Rottemasse muss immer so feucht sein wie ein ausgedrückter Schwamm.
6) Von der Aussentemperatur. Im Winterhalbjahr ist es schwierig, einen Kompost, wie er in Haus- und Freizeitgärten üblich ist, "auf Touren zu bringen". Wenn alles richtig gemacht wird, kann man den Kompost kann der Kompost zwar auch den Winter über beschickt werden, weil er bei richtiger Pflege im Prinzip nicht gefriert. Wenn die Aussentemperatur wieder dauerhaft über 10°C liegt, wird das viele, noch nicht abgebaute "Futter" rasch umgewandelt und es ist auch eine sprunghafte Erwärmung bis 40°C und darüber festzustellen.
Wenn Sie schreiben, dass Sie kein Häckselgut verwenden, in der Annahme, die Hobelspäne aus Ihrem Kaninchenstall würden genügen, dann ist das leider ein Irrtum. Hobelspäne sind kein Ersatz für Häckselgut.
Sie können, bei ausreichender Feuchtigkeit der Rottemasse, keine lockere Struktur im Kompost erzeugen, weil die Hobelspäne, wenn sie durch und durch feucht sind, zusammenklumpen, wie die Seiten einer nassen Zeitung. Der Zutritt von Luft wird so verwehrt und die sauerstoffbedürftigen Mikroben (auf die kommt es vor allem an) können höchstens an der Oberfläche der Klumpen wirken. Wird, um Klumpenbildung zu vermeiden, auf ausreichende Feuchtigkeit verzichtet, dann füllt sich der Kompost sehr schnell mit unverrottetem Material auf - die so wichtige Humusbildung bleibt aus. Wenn relativ wenig frisches Grüngut und/oder Reststoffe aus dem Hauhalt für die Kompostierung zur Verfügung stehen, ist erfahrungsgemäss der Anteil Einstreu aus der Haustierhaltung sehr bald zu gross, weil die stickstoffhaltigen Komponenten fehlen; auch hier bleibt dann die Humusbildung aus. Mit "Kompostbeschleuniger", den Sie ja auch verwenden, kann die Sache einigermassen korrigiert werden; die erforderliche Menge findet man durch ausprobieren. Aber: das Kompostierhilfsmittel, und hier käme auch Hornmehl in Betracht, nützt wenig bis nichts, wenn die übrigen Rottebedingungen nicht stimmen.
Das ist ziemlich graue Theorie ich weiss; die Beratung an Ort und Stelle wäre natürlich viel aufschlussreicher.
Da Sie in Basel zuhause sind, schicke ich Ihnen dazu mit separatem Mail einige zusätzliche Informationen.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Verschimmeltes Kompostgut auf den Kompost?
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23.02.2010 | kompostierbar - oder nicht
Sehr geehrte Damen und Herren,
bin sehr verunsichert von "Fachmännern und Fachfrauen"! Kann ich nun stark verschimmeltes mögliches Kompostgut auf den Haufen geben oder nicht?? Generell Verschimmeltes (natürlich außer Fleisch usw.!)? Würde mich über eine kurze Antwort sehr freuen.
Sehr geehrte Frau Mülfarth
Nein, auf den Haufen geben dürfen Sie es nicht, aber kompostieren können Sie auch stark verschimmeltes, mögliches Kompostgut. Wenn Sie es bloss "auf dem Haufen" deponieren besteht keinerlei Gewähr, dass die "falschen" Pilze von den nützlichen Mikroorganismen im Kompost neutralisiert werden.
Kompostieren heisst: zerkleinern - mischen - feucht halten und immer zudecken. Diese Botschaft, die ich seit Jahren an dieser Stelle vertrete und die sich in der Praxis tausendfach bewährt hat, scheint noch lange nicht bei allen "Fachmännern und Fachfrauen" angekommen zu sein. Wenn man sorgfältig und aktiv kompostiert, sich also um die Vorgänge im Kompost kümmert, sich dafür verantwortlich fühlt, geschehen ja erstaunliche Dinge hinsichtlich Reinigung und Hygienisierung. Es sind genau die Vorgänge, mit der die Natur dafür sorgt, dass der Planet nicht ein vor sich hinrottender, stinkender, mit Krankheitskeimen vollgestopfter gigantischer Abfallkübel, sondern ein, dem Lebendigen wohlgesinnter Himmelkörper ist. Und das seit Jahrmillionen. Darauf sollten wir vertrauen und mit sachgerechtem, sorgfältigem Kompostieren die Naturprozesse möglichst präzise nachahmen.Wenn man dies tut, zeigt alle Erfahrung aus der Praxis und auch aus der Forschung, dass das Endprodukt des sorgfältig gelenkten Rotteprozesses immer gesünder ist als die Ausgangsmaterialien.
Es widerstrebt mir zutiefst, organisches Material, also Stoffe, die aus dem Lebendigen stammen, wegzuwerfen, zu vernichten. Verschimmeltes Material ist nur für uns ein Problem, für den sorgfältig gepflegten Kompost ist es keines!
Warnung! Menschen mit einer Immunschwäche können beim Kontakt mit bestimmten Schimmelpilzsporen allergisch reagieren. Die Verantwortung im Umgang mit verschimmelter Ware liegt deshalb beim einzelnen Menschen, der sich über seinen Zustand im Klaren sein muss.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Kompostieren von Eierschalen
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11.02.2010 | Kompost-Anwendung
Hallo Herr Balmer,
diese Frage bewegt mich schon lange und ich bin sehr dankbar hier einen Experten befragen zu können!
Es geht um das kompostieren von Eierschalen und deren eventueller Belastung mit Salmonella Bakterien im privaten Bereich.
Ich konnte bis jetzt herausfinden das Salmonella im kommerziellen Kompostvorgang durch eine erhitzung von ca. 70°C über 21 Tage erfolgreich getötet wird.
Wie verhält sich das im privaten Bereich wo diese Temperaturen doch oft nicht lange genug erreicht werden?
Weiter interessiert es mich sehr was Sie von dem Einsatz von Eierschalen in der Wurmkompostierung halten? Da dort bekanntlich keine Heissrotte entsteht würden doch die Salmonellen potenziell überleben? Ist dies nun eine Gefahr für den Gärtner beim düngen, bzw. austragen des Wurmhumus?
Gibt es wissenschaftlich Studien zu diesem Thema auf die ich mich bei Ihrer Antwort berufen könnte?
Ich bin sehr auf Ihre Antwort gespannt!
Mit freundlichen Grüßen,
Philip Timpau
Sehr geehrter Herr Timpau
Trotz intensiver Recherchen habe ich in bezug auf Salmonellen und Kompost nichts finden können, das Sie nicht bereits wissen. Der Bereich Hygienisierung hinsichtlich Salmonellen scheint beim privaten Kompostieren nicht wissenschaftlich erforscht zu sein. Die folgende Stellungnahme ist deshalb meine persönliche "unwissenschaftliche"
Meinung und darf nicht verallgemeinert werden.
Die Gefahr, mit Salmonellen verseucht zu werden ist meines Erachtens beim Verzehr von unsachgemäss behandelten Nahrungsmitteln oder bei der unsachgemässen Zubereitung weit grösser, als beim Verzehren von frischem Gemüse aus dem Garten, selbst wenn bei der Gartenpflege eigener Kompost verwendet wird. Es kann aber nicht genügend betont werden, dass beim Kompostieren mit Sachverstand und Umsicht vorgegangen werden muss. Nachgewiesen ist, dass beim Einhalten optimaler Rottebedingungen (zerkleinern - mischen - feucht halten und immer zudecken) auch beim privaten Kompostieren gute Hygienisierungsleistungen erzielt werden können, weil dabei nicht allein die Temperatur sondern die Bildung von Antibiotika durch entsprechende Mikroorganismen eine grosse Rolle spielen. Dies geschieht aber, und das muss immer wieder betont werden, nur beim sachgerechten, sorgfältigen Kompostieren. Unter diesen Voraussetzungen wird sich auch ein starkes Übergewicht der nützlichen Mikroorganismen einstellen, die Krankheitskeimen wenig bis keine Überlebenschance lassen.
Persönlich kompostiere ich seit Jahrzehnten sämtliche im Haushalt anfallenden Eierschalen, wobei ich sie zuerst an der Luft trocknen lasse, dann in einem Plastiksack sammle und darin, vor dem Kompostieren, in sehr kleine Stücke zertrümmere, so dass ich sie ohne weiteres in sämtliche Bereiche der Rottemasse verteilen kann. Der Kompost wird selbstverständlich zu hundert Prozent bei der Gartenpflege angewendet und es ist bis anhin nie vorgekommen, dass in der Familie ein Salmonellenproblem aufgetaucht wäre.
Um ganz sicher zu gehen, kann man die Eierschalen nach dem Backen in den ausgeschalteten Backofen geben, wo ja noch längere Zeit Temperaturen weit über 70°C herrschen, was höchstwahrscheinlich zum Vernichten eventueller Salmonellen führen wird. Dies wäre dann generell auch eine Sicherheitsmassnahme bei der Wurmkompostierung.
Allgemein muss ich noch betonen, dass auch ein gesunder, lebendiger Boden sehr viel zur Unterdrückung von Krankheitskeimen beitragen kann.
Denn wir leben ja nicht in einer prinzipiell feindlichen Welt, wo hinter jeder denkbaren Ecke Krankheiten lauern, um erbarmungslos zuzuschlagen. Da hängt dann doch einiges mit unserer persönlichen Hygiene und Lebensweise Zusammen (Immunsystem).
Ich betone nochmals, dass dies meine persönliche Einschätzung ist, die nicht verallgemeinert werden darf.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Mulchdecke - Komposterde
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21.01.2010 | Kompostieranleitungen
Sehr geehrter Herr Balmer,
Sie empfehlen im Thema „Zeitpunkt des Ausbringens von reifem Kompost“, die Mulchdecke liegen zu lassen und DARAUF die reife Komposterde zu bringen.
Ich habe es bis jetzt immer umgekehrt gemacht, im Frühling noch vorhandenen Mulch beiseite geräumt und Komposterde direkt auf den Boden gebracht.
Außer dem schmalen Streifen, wo Saatrillen oder junge Pflänzchen sind, deckte ich dann wieder mit Mulch ab.
Was passiert nun, wenn die Mulchschicht unter der Komposterde liegt?
Ist sie da so ohne Bodenschluss nicht irgendwie isoliert und vor allem Wind und Sonne ausgesetzt? Würden Sie es mir bitte erklären?
Vielen Dank, ich bin gespannt auf die Antwort
Sehr geehrte Frau Schnalzger
Beides ist wohl richtig. Wenn der Kompost ausgesiebt ist und hauptsächlich aus Krümeln von 10 mm und darunter besteht, was bei einem gut gepflegten, reifen Kompost ja der Fall sein sollte, wird das meiste Material in die Mulchdecke einsickern und so dem Einfluss des Lichts entzogen. Ich denke beim Aufbringen von max. 1-3 Liter Kompost/Quadratmeter auf die Mulchdecke vor allem an den Spätsommer-Herbst. So kann der Kompost als sehr gute Rottehilfe wirken, bis die mikroklimatischen Bedingungen die mikrobiologische Aktivität stoppen wird. Mit dem verrottenden Mulchmaterial wird der Kompost in den meisten Fällen rasch Bodenschluss erreichen, vorausgesetzt der Mulch bildet keine kompakte, zusammenhängende Decke.
Oft liest man auch die Empfehlung, im Herbst teilweise verrotteten Kompost als Mulch auszubringen. Tut man dies eher zurückhaltend, ist dagegen nichts einzuwenden. Also auch hier: keine dicken Schichten. So wie Sie es machen ist es selbstverständlich auch in Ordnung.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Effektive Mikroorganismen Anwendungen
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18.01.2010 | Kompost-Anwendung
geschätztes Kompostforum,
mich interessieren folgende Fragen:
1. was ist Ihre Meinung betreffend EM = effektive Mikroorganismen Anwendungen im Bereich Kompostieren?
2.Kennen sie Gemeinden mit gut funktionierendem Bio-Klappe System im
Kanton Zürich?
Besten Dank für eine kurze Antwort.
Liebe Grüsse
Sehr geehrte Frau Steiger
1. Für das Verwerten organischer Reststoffe mit Hilfe von EM gibt es zwei Möglichkeiten.
a) Regelmässiges besprühen (Pumpzerstäuber) mit verdünnter EM- oder EM-A-Lösung (1:100) beim normalen Kompostieren. Das EM-Präparat enthält viele nützliche Mikroorganismen, die auch bei herkömmlicher Kompostierung nur Gutes tun können. Ausserdem vermehren sich diese Nützlinge bei sachgerechter, sorgfältiger Kompostierung und kommen nachher dem Boden zugute.
b) Fermentierung der organischen Reststoffe mittels EM unter Luftabschluss, sogenannte "Bokaschisierung". Es ist ein spezieller Behälter dafür nötig. Durch das Fermentieren mit EM unter Luftabschluss vollzieht sich eine Milchsäurevergärung (ähnlich Sauerkraut). Die Struktur der Reststoffe bleibt erhalten, Fäulnis ist wegen des speziellen Milieus ausgeschlossen. Das Produkt = Bokaschi wird oberflächlich (5-10 cm) in die Erde eingearbeitet und verwandelt sich bei guter Bodenwärme innerhalb 2-3 Wochen in "Humus". Dasselbe kann man auch in Blumentöpfen und Pflanzkästen tun.
Es gibt inzwischen viel gute Literatur zum Einsatz von EM in sämtlichen Bereichen der menschlichen Kultur.
Besuchen Sie z.B. die Webseite em-schweiz.ch.
2) Leider weiss sich nicht, ob im Kanton Zürich schon gut funktionierende Bioklappen-Systeme in Betrieb sind. In der Region Nordwestschweiz sind allerdings schon mehrere vorhanden und sollen dem Vernehmen nach prima funktionieren. Wahrscheinlich hilft man Ihnen unter der Webseite bio-klappe.ch weiter.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Düngung von Produkten der Feststoffvergärung
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11.01.2010 | Düngung
Sehr geehrter Herr Dr. Balmer.
Bei der Feststoffvergärung (Kompogas) fällt schwarzes Material an,
welches von FIBL als hochwertiger Dünger zertifiziert wurde. Diese
Trockensubstanz wird von Pächtern der zürcher Familiengärten gerne eingesetzt. Auf Anfrage wurde ich jedoch eines Besseren belehrt: Dieser Dünger sei in den Familiengärten "verboten" und Hansjörg Höörler Gais rät vom Einsatz ab (zu nährstoffreich, Gefahr der Überdüngung / Rückstände).
Als Gartenordner ist es mir ein Anliegen, die Pächter kompetent zu
beraten.
Welche Gründe sprechen gegen die Verwendung der oben genannten
Trockensubstanz?
Vielen Dank für Ihre Stellungnahme und freundliche Grüsse
Sehr geehrter Herr Frey
Gerne würde ich mit einem knappen Ja oder Nein und einer kurzen Begründung zum einen oder anderen antworten. Aber die Sache ist leider komplexer. Selbst unter Experten - und damit meine ich nicht Interessevertreter! - herrscht keine einhellige Meinung über den Schaden, den man mit Kompost, vor allem mit zuviel Kompost, anrichten kann. Der Begriff Kompost ist leider nicht eindeutig definiert.
Offiziell heisst es: Kompost gemäss Stoffverordnung (Anhang 4.5,
Begriffe) «ist fachgerecht, unter Luftzutritt verrottetes pflanzliches und tierisches Material, das zu Düngezwecken, als Bodenverbesserer, als Substrat, als Erosionsschutz, in Rekultivierungen oder für künstliche Kulturerden verwendet wird».
Kompost muss also 1) fachgerecht, man könnte auch sagen mit fachmännischer Kompetenz hergestellt werden. Dass dazu bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten nötig sind, versteht sich fast von selbst.
Kompost ist 2) nicht nur ein Bodenverbesserer sondern auch ein Dünger, d.h. er enthält mehr oder weniger an sogenannten direkt verfügbaren Pflanzennährstoffen, wobei gemäss der Mineralstofflehre das Augenmerk in erster Linie auf Stickstoff, Phosphor und Kalium, kurz NPK, gelenkt wird. Ein Zuwenig von diesen lebenswichtigen Pflanzennährstoffen führt gezwungenermassen zu Problemen, ein Zuviel aber eben auch. Es kann zur Blockierung anderer Nährstoffe (Überdüngung), zu Auswaschungen ins Grundwasser (v.a. beim Stickstoff) kommen und ist letztlich eine Verschwendung, eine Verschleuderung von Ressourcen.
In der Landwirtschaft, ob bio oder konventionell wird deshalb nach Düngeplänen und -bilanzen gearbeitet. Bei der Anwendung von Kompost zusätzlich zu herkömmlichen mineralischen Düngemitteln und /oder Hofdüngern muss ein Bedarfsnachweis vorgelegt werden; dazu sind u.a.
auch regelmässige Bodenanalysen notwendig.
Der Hobby-, Freizeit-, Familiengärtner kümmert sich in der Regel nicht um solche Zusammenhänge; er weiss kaum welche und wie viele Stoffe er mit der Ernte aus seinem Gartenboden entfernt. Das muss er eigentlich auch gar nicht wissen, denn es wird ja bei weitem nicht alles geerntet, was im Garten wächst, sondern fällt als willkommenes Material für die eigene Kompostierung an. Wenn man auch noch die kompostierbaren Reststoffe des Haushalts dazu rechnet, kann man davon ausgehen, dass die jährliche Anwendung eines sorgfältig und fachgerecht hergestellten Gartenkomposts die Nährstoffbilanz des Bodens ausgleichen, auf jeden Fall nicht negativ beeinflussen wird.
Ein Import von Düngemitteln ist daher nicht nötig, unter Umständen sogar schädlich. Ist bei starkzehrenden Kulturen (Kohl, Tomaten, Kartoffeln etc. ) ein Mehr an Pflanzennährstoffen erforderlich, kann dies mit selbst hergestellten Kräuterjauchen (Pflanzen aus dem eigenen
Garten) ausgeglichen werden.
Wenn uns die Lebendigkeit, Fruchtbarkeit und Gesundheit des Bodens, als Voraussetzung für gesunde kräftige Pflanzen und somit als gesunde, gehaltvolle Nahrung für Menschen und Tiere ein Anliegen ist, denken wir ohnehin nicht mehr in Düngerkategorien. Es gilt: Ernähre den Boden (die Bodenlebewesen), damit der Boden die Pflanzen ernähren kann; eine nicht gerade brandneue Erkenntnis, die aber weltweit, von Tag zu Tag mehr an Gewicht gewinnt. Der Boden ist, neben Wasser und Luft unser wertvollstes Gut; er ist ein hochkomplexes und gleichzeitig hochsensibles, verletzliches Ökosystem, zu dem wir nicht genug Sorge tragen können. Angesichts der vielen Hektar Boden, die von Freizeitgärtnern und -gärtnerinnen bewirtschaftet werden, ist es nach meiner Auffassung dringend, dass auch hier die schonende Boden- und Humuspflege, zu der auch das sachgerechte, sorgfältige Kompostieren gehört, zum Thema gemacht wird. Nach meinen jetzt dreissigjährigen, tag-täglich zu machenden Erfahrungen wird hier noch viel zuwenig getan. Es würde aber zu weit führen, an dieser Stelle auf Einzelheiten, die Ihnen vielleicht sogar bestens bekannt sind, näher einzugehen.
Fazit: Bewirtschaftet man seinen Garten so, dass sämtliche, aus dem Lebendigen stammenden Reststoffe durch sorgfältiges, sachgerechtes Kompostieren wieder in den Kreislauf der lebendigen Substanz zurückgeführt werden, ist eine Zufuhr irgendwelcher Stoffe von aussen nicht nötig (Kreislaufwirtschaft). Eine Ausnahme bilden bestimmte Mineralien und Spurenelemente, die mit hochwertigem Gesteinsmehl, am besten als Zusatzstoff bei der Kompostierung, ergänzt werden müssen.
Ist es aufgrund eines Bedarfsnachweises trotzdem im einen oder anderen Fall nötig, Kompost von Aussen zuzuführen, dann kann bei dem Produkt, das Sie erwähnen, davon ausgegangen werden, dass bei richtiger Anwendung (1 bis max. 3 Liter/Quadratmeter/Jahr) keine nachhaltigen Probleme entstehen sollten. Der Verband Kompostwerke Schweiz (VKS) hat in Zusammenarbeit mit dem Biogasforum Schweiz Richtlinien ausgearbeitet die sowohl die Auflagen des Bundes (Mindestqualität von Recyclingdüngern) als auch eigene, z.T. weitergehende Qualitätsanforderungen an die Handelsprodukte berücksichtigt. Zitat:
"Beim Kompost für den Einsatz im gedeckten Pflanzenbau und im Hobbybereich ist für jede Charge nachzuweisen, dass die physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften gemäss VKS Richtlinie eingehalten werden". Die Richtlinie kann unter www.vks-asic.chheruntergeladen werden.
Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches, schönes Gartenjahr mit gesunden, kräftigen Pflanzen aus gesundem, lebendigen Boden.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Düngen der Wohnraumpflanze mit eigenem Kompost
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08.01.2010 | Kompostieranleitungen
Grüezi
Kompostiere selber. Schön langsam. Habe nach dem sieben jeweils schön feine krümelige Erde. Setze auch unsere Wohnraumpflanzen damit. Die Erde bringt aber der Pflanze wenig "Halt" und nimmt das Wasser auch schlecht auf.
Benetzt schlecht.
Was kann ich beimischen?
Danke für die Antwort.
Alles Gute im neuen Jahr.
Sehr geehrter Herr Ochsner
Es empfiehlt sich, für Topfpflanzen und Balkonkistchen nicht reinen Kompost zu verwenden, sondern nur höchstens 50%. Am besten haben sich 20-30% bewährt. Mischen Sie also einer Portion guter Garten- oder Landerde 20-30% von Ihrem Kompost bei. Auch ein Torfersatzprodukt, z.B. Toresa verbessert die Wasserhaltigkeit von Kompost. Halten Sie sich dabei an die Anwendungsempfehlungen auf der Packung. Das Produkt erhalten Sie in Gartenfachgeschäften.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Kalt- und Warm-Kompostierung
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08.01.2010 | Kompostieranleitungen
Guten Tag
Ich muss für die Gewerbeschule wissen was Kalt und Warm Kompostierung bedeutet und Ihren Unterschied.
Sehr geehrter Herr Kompostfrager
Beim Kompostieren werden die Stoffe, die aus dem Lebendigen stammen (organische Substanz) durch Mikroorganismen (Bakterien,Pilze) abgebaut. Ob dabei die in der organischen Substanz gespeicherte Sonnenenergie als messbare Wärme frei wird, hängt von verschiedenen Umständen ab.
1) Von der zu kompostierenden Materialmasse. Ist diese gering, wird sich auch keine nennenswerte Erwärmung beim Abbau feststellen lassen.
2) Vom Zerkleinerungsgrad des zu kompostierenden Materials (Rottegut).
Je kleiner die Teile, desto grösser die wirksame Oberfläche, die von Mikroorganismen besiedelt werden kann, d.h. je grösser die Mikrobenzahl, die sich am Abbau beteiligen können, desto mehr Wärme wird produziert.
3) Von der Zusammensetzung des Rotteguts. Dieses muss sowohl kohlenstoffreiche als auch stickstoffreiche Anteile enthalten. Dieses sogenannte Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnis abgek. C/N-Verhältnis ist im Ausgangsmaterial idealerweise zwischen 30-40/1.
4) Von der richtigen Feuchte des Rotteguts und damit des Rottekörpers (Komposthaufen). Der Rottekörper muss während der ganzen Zeit der Kompostierung stets so feucht gehalten werden, wie ein ausgedrückter Schwamm. Das geht nicht ohne regelmässige Kontrolle und Korrektur.
5) Von der Verfügbarkeit von Sauerstoff im Rottekörper. Die Erwärmung kommt dadurch zustande, dass ein Teil des an die organische Substanz gebundenen Kohlenstoffs durch die sauerstoffzehrenden Mikroorganismen zu Kohlendioxid (CO2) veratmet = oxidiert wird. Weil jeder Rottekörper durch die Abbauvorgänge mehr oder weniger rasch an Volumen verliert und dabei in sich zusammensackt, muss vor allem in der Anfangsphase durch periodisches Lockern (Umsetzen) dafür gesorgt werden, dass genügend lufthaltige Poren vorhanden sind damit der benötigte Sauerstoff zur Verfügung steht. Dabei ist strukturgebendes Material in Form von mechanisch gut aufgeschlossenem Holz (Häckselgut von Baum und
Strauch) sehr wichtig. Ist dies nicht der Fall, können die anaeroben (in sauerstofffreier Umgebung existierenden) Mikroben überhand nehmen. Diese bauen die organische Substanz zwar auch ab, aber es entstehen dabei weinige bis keine wertvollen Humussubstanzen, aber genau diese wollen wir ja mit der sachgerechten Kompostierung erzeugen.
Sind bei einer Kompostierung eine oder mehrere dieser fünf Bedingungen nicht erfüllt, kommt es in der Regel zu keiner Heissrotte. Der Rottekörper bleibt kalt oder erwärmt sich nur mässig (unter 30°C) oder nimmt die Umgebungstemperatur an. Der Abbau und die Umwandlung der organischen Substanz zu Humus geht nur langsam voran. Im schlechtesten Fall entsteht dabei ein zweifelhaftes Endprodukt, das den Namen Kompost nicht verdient und das bei der Anwendung zu Problemen im Boden und bei den Pflanzen führen kann. Bei einem kalt vor sich hin rottenden Kompost kümmert sich der Mensch meistens nicht um die Vorgänge; es ist ihm nicht bewusst, dass die Sache nur unter seiner Kontrolle und Zuwendung zu einem guten Ende gebracht werden kann.
Die Heissrotte hat mehrere, entscheidende Vorteile.
a) Beschleunigte Umwandlung.
b) Die gewaltige Überzahl der nützlichen, saurstoffzehrenden Mikroben führt zu einer Hygienisierung des Rottekörpers, d.h. Krankheitskeime werden zuverlässig eliminiert und die meisten Samen entweder abgebaut oder keimunfähig gemacht.
c) Die zeitlich gestaffelte Umwandlung der organischen Substanz durch Abbau, Umbau und Aufbau und die Lenkungsmassnahmen durch den Menschen führen zu qualitativ hochwertigen Endprodukten, was für die Bodenfruchtbarkeit und die Pflanzengesundheit von grosser Bedeutung ist.
Wo immer es möglich ist, sollte also eine Heissrotte (ab 45°C
aufwärts) angestrebt werden. Aber auch bei einer Kaltrotte, bei der man einige Nachteile in Kauf nimmt, sollte man sich mindestens darum kümmern, dass keine Fäulnis mit all ihren negativen Begleiterscheinungen entsteht (Gestank, Ungeziefer, schlechte, z.T.
giftige
Zwischenprodukte, keine wertvollen Humussubstanzen) .
Ich hoffe, dass diese Ausführungen Ihrem Vortrag dienen. Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte direkt an mich.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung - Kompoststreit mit Nachbarn
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21.12.2009 | Sonstiges
Sehr geehrte Damen und Herren,
Mein Kompostsilo steht an der Grenze zur Grenze meines Nachbars.
Dieser behauptet nun, dass der Kompost stinke und Flüssigkeiten in seinen
Garten fliessen. Beides entspricht nicht der Wahrheit. Er droht nun mit einem
Gerichtsverfahren. Hat er eine Chance, dass er vor Gericht recht
bekommt.
Der Kompost stinkt wirklich nicht
Sehr geehrte Frau Blanzan
Es gibt Menschen, die riechen mit den Augen; wenn sie nur einen Kompost sehen, "wissen" sie, entweder weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben oder aus purem Vorurteil, dass da schon wieder so ein Problemhaufen vor ihrer Nase, bzw. in Sichtweite ist. Leider gibt es landauf, landab immer noch zahlreiche Kompoststellen, die vor allem in der warmen Jahreszeit buchstäblich zum Himmel stinken, weil sie, ungepflegt, zu blossen Sammelstellen für organische Abfälle verkommen sind. Dass gewisse Menschen dann diesen Sachverhalt als Massstab für alles Andere nehmen, ist der guten Sache natürlich nicht förderlich.
Sie machen aber offenbar alles richtig, indem Sie versichern, dass Ihr Kompost weder stinkt noch Sickersaft produziert. Im Prinzip sollten Sie mit Ihrem Kompost 1-2 Meter Grenzabstand zum Nachbargrundstück einhalten, aber das nützt wahrscheinlich in Ihrem Fall nicht viel, weil der Nachbar dann Ihren Kompost immer noch sieht und nicht von seinem Vorurteil abrücken wird. Wird ein Kompost nach den tausendfach bewährten Regeln "zerkleinern - mischen - feucht halten und immer zudecken" sorgfältig gepflegt, werden niemals lästige Nebenerscheinungen auftreten; also weder Gestank, noch vermehrt Insekten, noch Sickersäfte und dergleichen mehr.
An Ihrer Stelle würde ich zunächst versuchen, Ihren Nachbarn einzuladen sich an Ort und Stelle zu überzeugen, dass Sie nach bestem Wissen und Gewissen beim Kompostieren alles tun, um gerade das zu vermeiden, worüber er zu klagen gedenkt. Falls er sich weigern sollte, auf diese Art seine Meinung zu ändern, dürfen Sie einer rechtlichen Klage meines Erachtens getrost entgegen sehen. Niemand kann sie daran hindern, in Ihrem Garten das zu tun, was längst Alle tun sollten:
sorgfältig und sachgerecht Kompostieren und wertvollen Humus produzieren - auch im Hinblick auf tätigen Umweltschutz.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Kompost sterilisieren?
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02.12.2009 | Kompost-Anwendung
Ich habe gehört, dass man einen Kompost sterilisieren kann. Wie macht
man das? Wie aufwändig und wie teuer kommt dies zu stehen?
Sehr geehrte Frau Mattenberger
Kompost sterilisieren? Das ist etwa das Schlimmste, was man dem Kompost antun kann! Falls man beim Kompostieren grobe Fehler macht, was sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich der Fall sein kann, hat man meistens ein Endprodukt, das kaum hygienischen Anforderungen entspricht. So war es vor einiger Zeit (vielleicht heute
noch?) in Gartenbaubetrieben den "Kompost" nach einer Lagerzeit von mehreren Jahren mit Heissdampf oder gar mit Flammen zu sterilisieren, weil man keine Zeit hatte, sich um eine ordentliche Kompostierung zu kümmern, bei der ein Produkt ohne jegliche Krankheitskeime und Unkrautsamen zu erzielen ist. Bei der blossen Lagerung und gelegentlichem Umschichten von organischen Reststoffen findet aber keine Hygienisierung statt. Bei der sachgerechten, aktiven Kompostierung nach den Regeln "zerkleinern - mischen (umsetzen) - feucht halten und immer zudecken" sterilisiert sich der Kompost von selbst, wobei "sterilisiert" eigentlich der falsche Ausdruck ist. Ein sachgerecht und sorgfältig hergestellter Kompost ist keinesfalls steril, was ja bedeuten würde, dass er keinerlei Mikroorganismen und andere Lebewesen welcher Art auch immer enthält. Das Gegenteil ist aber der Fall: in einem solchen Kompost wimmelt es von nützlichen Mikroben (Bakterien, Pilze, Aktinomyceten) und Kleintieren, die allesamt zu einem gesunden, fruchtbaren Boden gehören, also mit dem Kompost auch dahin gebracht werden müssen.
Bei der Sterilisierung mit Fremdenergie (Heissdampf, Flammen) wird alles Leben im Kompost vernichtet, zurück bleibt ein leeres Substrat, das dann aber schnell von unerwünschten Mikroben besiedelt wird, die sich infolge Mangels an Gegenspielern (Antagonisten) ungehemmt ausbreiten können. Ausser der Vernichtung von Unkrautsamen hat man also nicht Positives erreicht.
Sachgerecht und sorgfältig hergestellter Kompost ist ein ausgezeichneter Humusspender, der neben wichtigen Mineralien und Spurenelementen, zahlreiche nützliche Lebewesen in grosser Zahl enthält, die den Wert und die Qualität des Komposts recht eigentlich bestimmen. Man kann, auch im Privatbereich durchaus so kompostieren, dass dieses Ziel erreicht wird. Die paar Samen, die vielleicht den Kompostierungsprozess überstehen, sind in aller Regel kein Problem.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Ausführungen erläutert zu haben, dass jegliche "Sterilisierung von Kompost" ein Unding ist.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Kompostieren auf 3500 müM
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06.11.2009 | Kompostieranleitungen
Sehr geehrter Herr Balmer,
ich befinde mich zur Zeit in Cusco/Peru und arbeite als
Landwirtschaftsstudent an einem Kompostprojekt fuer 2 kleinere Privatfirmen.
Pro Monat fallen hierbei ca. 1000kg organische Reste (v.a. Kartoffelschalen,
Schalen von Zitrusfruechten, Maiskoerner, und sonstige Stengel, Blaetter von
Basilikum, Oregano oder Bohnenschalen) aus der Produktion an.
Im Moment beschaeftige ich mich gerade mit der geeigneten Kompostiertechnik
in ca. 3500m NN.
Ich sehe hierbei ein Problem mit der notwendigen Versorgung der
Mikroorganismen durch Sauerstoff, da der Sauerstoffgehalt aufgrund des
Luftdrucks niedriger ist als auf 0-1000m NN.
Dazu habe ich ein System aus Belueftungsroehren unter dem Kompost
installiert (2x2m,aehnlich einem Belueftungssystem fuer Getreidelaeger)
Ich hoffe in der mesophilen und termophilen Phase einen gewissen Kamineffekt
zu erreichen um das optimale Verhaeltnis Sauerstoff/Wasser herzustellen.
Wie ist ihre Einschaetzung dazu? Ist diese Massnahme ausreichend oder haben
sie geeignetere Vorschlaege hierzu?
Desweiteren beschaeftigt mich eine weitere Frage:
Wie schaetzen Sie die optimale Hoehe des Kompost (Grundflaeche 4,50m x
2,50m) in 3500m NN ein. 1,50 oder hoeher? Ich befuerchte naemlich bei einer
zu geringen Hoehe einen starken Temperaturverlust und damit eine verminderte
Aktivitaet der mesophilen und termophlien Bakterien.
Ich bedanke mich schon im vorraus fuer ihre Bemuehungen!
Mit freundlichen Gruessen aus Peru
Matthias Hillmeier
Sehr geehrter Herr Hillmeier
Leider habe ich gar keine Erfahrung mit dem Kompostieren unter den von Ihnen geschilderten Umständen. Die Prinzipien der Verrottung organischer Substanz durch Kompostieren sind aber wohl auf dem ganzen Globus dieselben (ausser natürlich in den andauernd kalten Regionen). Dass die organischen Reste kompostiert und nicht einfach verbrannt oder irgendwo deponiert werden sollen, ist aber sehr zu begrüssen.
Sie haben ausgezeichnetes, aber vielleicht etwas zuwenig strukturgebendes Ausgangsmaterial. Die Mischung all dieser Bestandteile sollt eine lockere, poröse Masse ergeben, auch dann wenn die Feuchtigkeit in der Mischung optimal ist (theoretisch ca. 60%), anschaulich: wie bei einem ausgedrückten Schwamm (Faustprobe). Hinsichtlich Sauerstoffversorgung müsste ich an Ihrer Stelle genau wie Sie durch Versuche und genaues Beobachten die optimalen Verhältnisse herausfinden. Ihr Belüftungssystem ist sicher eine gangbare und interessante Methode; ob sie sich bewährt, zeigt allein die Praxis. Was die Höhe und letztlich das Volumen der Kompostmiete betrifft, ist es sicher ratsam, unter Ihren speziellen Verhältnissen von der "Norm" (Briete 2 m, Höhe 1.8 m) nach oben abzuweichen, d.h. eine voluminösere Miete aufzubauen.
Auch hier muss wieder die Praxis den richtigen Weg weisen, es sei denn, Sie können auf irgend eine Weise auf Erfahrungen zurückgreifen, die unter ähnlichen Umständen wie den Ihren gemacht wurden. Möglicherweise leisten Sie aber mit Ihrem Projekt Pionierarbeit - und die ist immer mühsamer, als wenn auf Rezepte zugegriffen werden kann. Ich bin überzeugt, dass es Ihnen gelingen wird, in der Tropenzone, in 3500 Meter Höhe eine gangbare Kompostiermethode zu finden.
Es tut mir leid, Ihnen nicht eigentlich weiter helfen zu können, wünsche Ihnen aber viel Erfolg bei Ihrem Unternehmen.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Schnittmaterial von Bäumen und Büschen
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06.11.2009 | Kompostieranleitungen
Hallo,
mir wird in Kürze eine größere Menge Schnittmaterial von Bäumen und Büschen
(mehrere Tonnen Zweige von bis zu 4cm Stärke) anfallen, die ich gerne
ordentlich kompostieren würde anstatt es einfach auf einen Haufen zu
schmeißen.
Ich frage mich wieviel anderes Material ich heranschaffen und zugeben muss.
Ich denke z.B. an Hornspäne, Gesteinsmehl und Pferdemist...
Welche Mengen davon müsste ich etwa pro cm³ gehäckselte Robinienzweige
veranschlagen, damit ich einen guten Kompost erhalte?
Da das ganze Material niemals in meinen normalen Kompost passt: Kann ich
auch einfach auf einem großen Haufen kompostieren oder ist ein spezieller
Aufbau beachten? Und wie lange würde die Rotte dauern?
Vielen Dank schon mal für Antwort
Sehr geehrter Herr Eiche
Ich hoffe, meine Antwort komme nicht zu spät. Ich hatte in der jüngsten Zeit so viel zu tun - und Ihre Anfrage lässt sich je nicht auf zwei Zeilen beantworten.
1) Wie immer beim Kompostieren, besteht der erste Schritt im Zerkleinern des zu kompostierenden Guts. Das Schnittmaterial von Bäumen und Büschen muss unbedingt gehäckselt, bzw. geschreddert werden. In einem Ast- und Zweighaufen findet praktisch keine Rotte statt, weil das Holz in mechanisch unaufgeschlossenem Zustand den Mikroorganismen wenige bis keine Angriffsflächen bietet.
2) Ich nehme an, bei Ihrem Schnittmaterial handelt es sich nicht um dürres, sondern grünes Holz. Solches Material enthält noch recht viel mikrobiell sofort verwertbare lebendige Bestandteile (Rinde, Blätter, Knospen), so dass eine Rotte in kürzester Zeit von selbst in Gang kommt. Um Fehlentwicklungen zu vermeiden, wird das Schreddergut auf eine ordentliche Kompostmiete aufgesetzt. Dies ist ein länglicher, im Querschnitt dreieckiger oder trapezförmiger Haufen von max. 2 m Breite und max. 1,8 m Höhe.
3) Weil der Holzanteil in Ihrem Material recht hoch ist, reicht der anfänglich im grünen Anteil vorhandene Stickstoff nicht, um die Rotte in Gang zu halten. Am günstigsten wäre wohl die Zumischung von Pferdemist; Hornmehl wäre auch eine Option, aber das kommt bei der Masse, die Sie kompostieren wollen, recht teuer. Wenn Sie Pferdemist verwenden können, ist der Anteil 150-200 Liter (15-20 Volumenprozent) pro Kubikmeter geschreddertem Holz.
Urgesteinsmehl zum Ausgleich der Mineralien und Spurenelemente ist auf jeden Fall zu empfehlen. Sie brauchen pro Kubikmeter Rottemasse (Mischung
Holz+Mist) 3-4 kg. Sehr zu empfehlen ist Phonolith-Steinmehl Vulkamin®,
Holz+das
eine ganze Reihe hervorragender Eigenschaften hat.
4) Jede Kompostierung gelingt, unabhängig von der Grösse, beim Befolgen der Regeln "zerkleinern - mischen - feucht halten und immer zudecken". Wenn Sei die Kompostmiete ordentlich aufgesetzt haben, müssen Sei sich weiterhin um den Rotteverlauf kümmern. Wichtig ist, dass der Rottekörper andauern so feucht gehalten wird wie ein ausgedrückter Schwamm. Faustprobe: Eine Handvoll Rottematerial wird in der Faust mit beiden Händen stark zusammengepresst. Tritt Wasser (Saft) aus, ist das Material zu nass.
Bröckelt das Material auseinander, wenn die Faust geöffnet wird, ist das Material zu trocken. Treten kleine Wasserperlen zwischen den Fingern hervor und behält das Material beim Öffnen der Faust seine Form, dann ist die Feuchtigkeit optimal.
5) Weil in der Anfangsphase durch den rasanten mikrobiellen Abbau hohe Temperaturen (bis 60°C und darüber) entstehen geht viel Wasser durch Verdunstung verloren, ausserdem benötigen auch die sich rasant vermehrenden Mikroben viel Wasser. Deshalb wir die Rottemasse bald einmal zu trocken und die Rotte kommt zum Stillstand, was durch Umsetzen vermieden werden kann.
Spätestens nach zwei Wochen (besser früher) wird die ganze Kompostmiete umgesetzt, neu durchmischt und gleichzeitig mit Wasser überbraust, um wieder eine optimale Feuchtigkeit einzustellen. Die liegende Miete einfach mit Wasser zu überbrausen nützt wenig bis nichts, weil sie in weiten Teilen wasserabstossend geworden ist. Zum Umsetzen wird eine vierzinkige Mist- oder Kompostgabel gebraucht; bequemer geht's bei grossen Mieten selbstverständlich mit einer Kompostwendemaschine. Wenn wir eine 16-20 wöchige Rottedauer veranschlagen, muss der Kompost mindesten 5 mal gewendet werden (mehr ist besser). Die Arbeit wird jedesmal etwas leichter, weil das Volumen stark abnimmt und das Material zunehmend krümeliger wird (der Rotteschwund kann, je nach Art und Aufschluss des Ausgangsmaterials bis zu 60% betragen).
6) Jede Kompostierung, also auch Ihre Miete, muss vor Vernässung durch Niederschläge geschützt werden. Sie decken Ihre Miete am besten mit dem speziellen Kompostvlies TopTex zu. Anbieter finden Sie im Internet.
7) Rottedauer. Wie schon erwähnt, können Sie bei aufmerksamer Pflege in 16-20 Wochen einen hochwertigen, universal verwendbaren Kompost produzieren.
Bei etwas weniger Aufwand kann die Rotte 8-12 Monate dauern. Der Mehraufwand lohnt sich aber auf jeden Fall, weil Sie Ihren Kompost dann schon im nächsten späteren Frühjahr verwenden können. Kompostieren ist mit Arbeit verbunden aber Sie erhalten ja etwas dafür: einen wohltuenden Humusspender zum Wohl ihres Bodens und der Pflanzen.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Zeitpunkt des Ausbringens von reifem Kompost
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06.11.2009 | Kompost-Anwendung
Sehr geehrte Damen und Herren
1.Frage: Ausbringen von reifem Kompost auf ein Gemüsebeet: Im Herbst oder im Frühling?
2. Frage: Ausbringen von reifem Kompost unter einem Apfelbaum: Im Herbst oder im Frühling?
Freundliche Grüsse
Jürg Graf
Sehr geehrter Herr Graf
1) Sie können Ihren reifen Kompost als Mulch auf Ihren Beeten ausbringen, ca. 1-2 cm dick. Viel besser wäre aber, wenn Sie vor dem Kompost eine Mulchdecke aus kleingehacktem Grünzeug (falls noch vorhanden) oder Laub aufbringen würden, auf die dann der Kompost gestreut wird. Vorgängig zu dieser Massnahme sollten Sie den Boden mit der Grabgabel lockern: Gabel bis zum Stielansatz einstechen, dann in der Reichweite der Arme das Werkzeug vorwärts und wieder zurück bewegen. Bitte graben Sie den Boden niemals um; das Umgraben zerstört den natürlichen Aufbau des Bodens und ist ein Desaster für die Bodenlebewesen. Leider haben die wenigsten Hobbygärtner und Gartenbesitzer mitbekommen, dass Umgraben (oder gar Fräsen!) eine veraltete, völlig untaugliche Methode der Bodenpflege ist.
2) Das Fallaub des Apfelbaums lassen sie genau so liegen, wie es runtergefallen ist (Kronendurchmesser) oder falls der Wind schon Arbeit geleistet hat, rechen Sie es zusammen und verteilen es auf der Baumscheibe; wenn noch Laub von anderen Bäumen dabei ist, umso besser. Auch hier, wie unter Punkt 1 erwähnt verteilen Sie dann Ihren Kompost.
Behalten Sie eine rechte Portion Ihres Komposts im Dunkeln und vor Niedederschlag geschützt zurück, damit Sie ihn dann in der neuen Gartensaison beim Pflanzen und Säen verwenden können.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Pferdemist
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04.11.2009 | Kompost-Anwendung
Guten Tag Herr Balmer
Wir haben unseren 25ha Landwirtschaftsbetieb von Milchviehaltung auf
Pferdehaltung umgestellt.Wir halten nun ca 25 Pferde in Gruppenhaltung auf
Tiefstreue(Strohmatratze).Wir bollen den Liegebereich und die Aussenanlage
täglich ab und misten die Strohmatratze alle 3 Monate ganz aus. Der ganze
Mist kommt auf eine grosse Mistwürfe. Der Pferdemist verrotte leider sehr
schlecht und wird grau (Pilzbefallen). Wir würden den Mist gerne
kompostieren. Einen Kompostwender könnten wir mieten. Ist es möglich um die
Kosten tiefer zu halten den Pferdemist nur einmal jährlich von der Mistwürfe
an eine Miete zu legen und dann zu kompostieren oder muss er immer wieder
frisch kompostiert werden. Im Auslauf verwenden wir Rindenschnitzel als
Tretschicht ( ca. 20 m3 ) die wir auch jährlich ersetzen müssen, können
diese auch mit kompostiert werden?
Mit freundlichen Grüssen
Markus & Sandra Weber
Sehr geehrte Frau Weber, sehr geehrter Herr Weber
Wenn Sie feststellen, dass der Pferdmist schlecht verrottet und eigentlich nur die Pilzflora aktiv ist, dann liegt das in erster Linie an der mangelnden Feuchtigkeit der Rottemasse. Bakterien, die die organische Substanz viel effektiver umsetzen, sind auf ein feuchtes Milieu angewiesen. Theoretisch sind das etwa 60% oder anschaulich: feucht wie ein ausgedrückter Schwamm. Pilze gedeihen auch noch in Substraten, die wir als trocken empfinden, stellen ihre Tätigkeit aber nicht ein, wenn das Milieu für Bakterien günstig ist; allerdings verschwindet dann der graue Überzug, obwohl die Pilze immer noch da sind. Da nun ein feucht halten auf der Mistwürfe kaum in Frage kommt, finde ich Ihren Vorschlag den Mist einmal im Jahr zu kompostieren im Prinzip richtig, weil dann auch eine ordentliche Kompostmiete aufgesetzt werden kann. Vielleicht wäre es aber günstiger den Vorgang zweimal jährlich durchzuführen, weil auf der Mistwürfe so oder so eine, wenn auch unkontrollierte Vorrotte stattfindet, was sich bei nur einmaligen Aufsetzen/Jahr auf die eigentliche Kompostierung verzögernd auswirken kann. Beim Aufsetzen der Kompostmiete muss dringend auf das Einstellen der richtigen Feuchtigkeit geachtet werden. Dies kann u.U. mit Schwierigkeiten verbunden sein, weil das Material auf der Mistwürfe inzwischen grösstenteils wasserabstossend geworden ist. Am besten wäre da ein Kompostwender mit eingebauter Sprinkleranlage. Falls das nicht in Frage kommt, könnten Sie etliche Tage vor dem Aufsetzen die Mistwürfe in kurzen Intervallen täglich mit einem Rasensprenger beregnen, so dass kein Sickersaft entsteht (Stoffverlust).
Zur Beimischung von Rindenschnitzel: Sie haben im Material auf der Mistwürfe eigentlich schon fast ein ideales C/N-Verhältnis (25-30:1), das sich dementsprechend auch gut kompostieren lässt. Wenn Sie Rindenschnitzel beimischen, treiben sie das C/N-Verhältnis nach oben; bei über 40:1 kommt die Rotte nicht mehr richtig in Gang und der überschüssige Kohlenstoff muss erst von den Mikroben "verheizt" werden, d.h. er entweicht als (allerdings klimaneutrales!) CO2. Die Rindenschnitzel würden prinzipiell zu einer lockeren Struktur des Mietenkörpers beitragen, aber es muss durch ausprobieren versucht werden, wie gross der Anteil im Verhältnis Mist sein kann.
Achten Sie auf sorgsame Durchmischung des Materials (ob mit oder ohne Rindenschnitzel) entweder vor dem Aufsetzen der Miete oder indem Sie am gleichen oder spätestens am folgenden Tag mit dem Kompostwender durch die Miete fahren. Setzen Sie das Material so hoch auf, dass die Maschine ohne Mühe durchfahren kann, aber nutzen Sie dies Höhe ganz aus.
Ein aufgesetzter Kompost darf nicht sich selber überlassen bleiben. Wenn ein hochwertiges Produkt entstehen soll, muss die Miete periodisch gewendet werden; am Anfang öfter, später in grösseren Intervallen. Wenn wir eine 16-20 wöchige Rottedauer veranschlagen, muss der Kompost mindesten 5 mal gewendet werden (mehr ist besser). Jedesmal muss man sich Rechenschaft darüber geben, ob die Feuchtigkeit noch optimal ist (Faustprobe) oder ob korrigiert werden muss.
Zur Faustprobe: Eine Handvoll des Rottematerials wird in der Faust mit beiden Händen stark zusammengepresst. Tritt Wasser (Saft) aus, ist das Material zu nass. Bröckelt das Material auseinander, wenn die Faust geöffnet wird, ist das Material zu trocken. Treten kleine Wasserperlen zwischen den Fingern hervor und behält das Material beim Öffnen der Faust seine Form, dann ist die Feuchtigkeit optimal.
Soviel also zur Theorie. Ich hoffe, Sie können diese im Lauf der Zeit in die Praxis umsetzen. Dazu wünsch ich Ihnen viel Erfolg.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - was stört die Würmer im Kompost?
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25.09.2009 | Kompostieranleitungen
Wir kompostieren in Spanien Region Tarragona vorwiegend abgefallene
Blätter von Johannisbrotbäumen, Bougenvillia, Oleander, und mit Walzenhächler
zerkleinerte Aeste von Johannisbrot, Olivenbäumen und Palmen (Phönix
Canarensis)zusammen mit Küchenabfall , allerlei Unkraut (natürlich mit
Samen)und altem Stroh-Pferdemist. Die Rotte funktioniert gut, jedoch
die sichtbaren Tiere (Würmer, Asseln u.s.w.) bleiben aus. Welche
Komponente stört die Würmer? Die Blätter des Johannisbrotbaumes scheinen eine
gute Bodenabdeckung zu geben (Mulch).
Die nach dem Kompostieren noch vorhandnen Samen lassen sich leicht in
einem alten Stahlfass in der Sonne abtöten.
Mit freundlichen Grüssen
Autor der Redaktion bekannt
Sehr geehrter Herr (Name der Redaktion bekannt)
Geht man von der Tatsache aus, dass sämtliche, von Lebewesen
produzierten Stoffe und diese selbst früher oder später wieder ins
Erdreich integriert werden (Stoffkreislauf), dann liegt es mit
Sicherheit nicht an den von Ihnen aufgezählten Komponenten, wenn
Würmer und Asseln etc. in Ihrem Kompost fehlen. Ohne die Gegend und
die näheren Umstände Ihrer Kompostierung zu kennen, ist es natürlich
schwierig, die Gründe für die Abwesenheit der Kleintiere zu nennen.
Was die Würmer betrifft, muss berücksichtigt werden, dass sie sich nur
in einer feuchten Umgebung wohl fühlen; feucht heisst: die Rottemasse
muss andauernd so feucht gehalten werden wie ein ausgedrückter
Schwamm. Falls dies bei Ihrer Kompostierung schon der Fall ist, könnte
es sein, dass in Ihrer Gegend der Kompostwurm (Eisenia foetida) aus
was für Gründen immer, nicht oder nicht mehr existiert. In der Regel
finden diese Würmer ihnen zusagende Komposthaufen ja fast blindlings.
Sie können versuchen, einen Eimer voll Kompost, der reichlich Würmer
enthält, von hier nach Tarragona zu bringen, um Ihren Kompost damit zu
"impfen" und dann durch Aufrechterhalten der richtigen Feuchtigkeit
für ihr Wohlergehen zu sorgen. Da Würmer nicht beissen und kauen
sondern nur "schlürfen" können, ist es wichtig, in der Rottemasse ein
reiches Mikrobenleben zu haben, denn von ihnen und dem von den
Bakterien produzierten Schleim ernähren sich die Würmer hauptsächlich;
sie brauchen also halb flüssige, breiige Nahrung. Da alle Lebewesen
auch eine ganze Anzahl Mineralien für eine gesunde Entwicklung
benötigen, wäre es sicher von Vorteil, wenn Sie beim Kompostieren ein
qualitativ hochwertiges Steinmehl mit verwenden würden. Ausserdem
würde ich Ihnen empfehlen, alle Komponenten ausser den Resten aus dem
Haushalt und dem Kraut mit dem Häcksler zu bearbeiten, weil sich
dadurch alles viel besser vermischen und auch besser feucht halten
lässt. Je kleiner die Teile desto grösser die für die Mikroben
erforderliche Angriffsfläche. Die organischen Reste aus dem Haushalt
und die Kräuter zerkleinern Sie natürlich auch, am besten mit
Schneidwerkzeugen (Schere, Messer, Gertel). Obwohl die Asseln in der
Natur als "Mikroschredder" beim Abbau der organischen Substanz eine
wichtige Rolle spielen, sind sie bei der sachgerechten Kompostierung
zwar ebenfalls vorhanden aber nicht unbedingt erforderlich. In unserer
Gegend ist es sogar ein Zeichen von mangelnder Feuchte, wenn die
Asseln im Kompost auffällig häufig sind.
Hier nochmals die Regeln für erfolgreiches, problemloses Kompostieren:
zerkleinern - mischen (bei sehr grossem Materialanfall allenfalls
umsetzen) - feucht halten und immer zudecken.
Ich hoffe, gelingt Ihnen, dem sehr nützlichen Kompostwurm auch in
Tarragona zu einer ungehemmten Entwicklung zu verhelfen.
Wenn Sie weitere Fragen haben, richten Sie diese bitte direkt an mich.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung - Unkrautsamen im Kompost von Anlage
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25.09.2009 | Kompost-Anwendung
Ist die Komposterde aus einer Kompostieranlage noch mit wieder
keimfähigen (Unkraut-)Samen durchsetzt oder wurden diese durch den
Vergärungsprozess unschädlich gemacht? Wir möchten diesen zur Auflockerung der
Gartenerde sowie für die Umgestaltung einer Rasenfläche einsetzen.
Sehr geehrter Herr Föllmi
Es ist, vom Schreibtisch aus nicht möglich, Ihre Frage mit ja, nein
oder vielleicht zu beantworten. Ich habe keine Ahnung, wie sorgfältig
das Werk arbeitet, von dem Sie den Kompost beziehen wollen .
Normalerweise enthält der Kompost nach sorgfältiger Bearbeitung keine,
oder vernachlässigbar weinig keimfähige Samen. Je nachdem wie das
fertige Produkt gelagert wird (offen, zugedeckt, windgeschützt unter
Dach) kann es trotz sorgfältiger Rottekontrolle und -steuerung zu
einer nachträgliche Kontaminierung durch Samenflug kommen. Dies würde
allerdings nur die Oberflächenschichten des gelagerten Guts betreffen.
Falls sie terminlich bei der Umgestaltung der Rasenfläche nicht unter
Druck stehen, können Sie mit einer Probe des zu erwerbenden Komposts
einen Test machen. Füllen Sie eine Saatschale mit der Kompostprobe,
feuchten Sie sorgfältig an und decken Sie die Schale mit einer
Glasplatte zu. Sie können auch eine, mit einer Kartoneinlage
verstärkte Klarsichthülle verwenden. Halten Sie die Schale bei nicht
unter 20°C etwa zwei Wochen im Dunkeln (die meisten Samen brauchen
kein Licht zum Keimen) und stellen Sie sie dann ans Licht. Nach drei
bis vier Wochen sollten Sie ein Resultat sehen; entweder ein
negatives: keine Keimlinge oder ein positives: 5 Keimlinge
unterschiedlichster Art oder mehr. Im zweiten Fall würde sich der
Kompost für den vorgesehenen Zweck nicht empfehlen. Zuguterletzt:
Kompostierwerke, wo nicht einfach nur ein Job erledigt wird, sollten
Ihnen eigentlich "Kompost frei von Unkrautsamen" garantieren können.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung - Giftige Pilze im Kompost?
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23.09.2009 | kompostierbar - oder nicht
Sehr geehrte Damen und Herren,
Mit großem Interesse habe ich Ihre Webseite "durchforstet" und bin beeindruckt über die umfangreichen Informationen. Ich bin mir deshalb sicher, dass Sie mir meine nachstehende Frage bestimmt beantworten können, auch wenn Sie aus Deutschland kommt. Also, ich gehe gerne in den Wald und sammle Pilze. Einige nehme ich dann auch zur Bestimmung mit nach Hause. Das heißt, nicht nur Speisepilze sondern auch giftige Pilze um diese besser kennen zu lernen. Daheim kann ich diese eben in Ruhe bestimmen. Nun zu meiner Frage: Kann ich Giftpilze z.B. einen Grünen Knollenblätterpilz (enthaltenes Gift Amanitin) oder einen spitzgebuckelten Raukopf nach der Bestimmung bedenkenlos in den Kompost geben und diesen Kompost dann später wieder in meinem Gemüsegarten ausbringen? Werden durch die Kompostierung die Gifte zersetzt, so dass mein Gemüse bedenkenlos gegessen werden kann oder kann hier eine Gefahr für die Gesundheit bestehen? Im Internet steht z.B. sehr oft, dass giftige Pflanzen wie Eisenhut oder Fingerhut bedenkenlos dem Kompost zugeführt werden, aber über Giftpilze habe ich noch gar nichts in Erfahrung bringen können.
Es wäre toll, wenn Sie mir meine Frage beantworten könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Tanya Sommer
Sehr geehrte Frau Sommer
Sie können mit Sicherheit davon ausgehen, dass nach einer sorgfältigen Kompostierung, bei der die nützlichen, aeroben Mikroorganismen gefördert werden, keine giftigen Stoffe, seien sie von Pflanzen, Tieren oder Pilzen mehr im Kompost zu finden sind. Da es sich bei solchen, längst nicht für alle Lebewesen giftigen Stoffe, nicht um chemisch-synthetische sondern um natürliche Produkte handelt, gibt es garantiert Mikroorganismen die fähig sind, mit entsprechenden Enzymen die Gifte in harmlose Stoffe umzuwandeln. Wäre dem nicht so, hätte die Natur sich selber in grauer Vorzeit längst den Todesstoss versetzt. Es ist völlig undenkbar, dass im Boden natürliche Stoffe, die unter bestimmten Umständen giftig sein können, angereichert werden und zu Problemen führen können.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung
micropower[at]vtxmail.ch - Sind Rosen kompostierbar
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23.09.2009 | kompostierbar - oder nicht
Können Rosen auch kompostiert werden. Meine Frau hat Angst, dass die Dornen
zurück bleiben. Besten Dank für die Antwort
Sehr geehrter Herr Däscher
Beim sachgerechten Kompostieren besteht keine Gefahr, dass Stacheln oder Dornen zurückbleiben. Sachgerecht heisst: zerkleinern - mischen - feucht halten und immer zudecken. Zerkleinern Sie die Rosenstengel in 2-3 cm grosse Stücke und mischen Sie diese mit anderem zerhacktem Grünzeug und gut zerkleinerten organischen Reststoffen aus Küche und Haushalt. Halten Sie die Rottemasse feucht (wie ein ausgedrückter Schwamm) und schützen Sie Ihren Kompost durch zudecken vor Niederschlägen (das Wetter ist ein unzuverlässiger Partner beim Kompostieren!).
Wenn Sie alles richtig machen, verrottet auch dorniges und stachliges Material nach kurzer Zeit seine "Aggressivität". Wird solches Material im Kompost aber nur gewissermassen endgelagert, sind Stacheln und Dornen oft nach vielen Monaten noch an unverrotteten Zweigen und Stengeln vorhanden.
Es gilt der Grundsatz, dass alle aus dem Lebendigen stammenden Rückstände und Reststoffe durch sachgerechtes Vorgehen der Verrottung zugeführt und dem Erdreich in veredelter Form zurückgegeben werden sollten.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Grünabfuhr
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14.09.2009 | Sonstiges
Guten Tag,
Ich habe von Kompogas ein Compo-box mit Compo-bag erhalten. Ich möchte den
Abfall von meinem Haushalt kompostieren - wo kann ich den abgeben in der
Nähe von meiner Wohnung? Ich habe keine Information gefunden ob es ein
Grünabfuhr gibt.
Danke für die Hilfe.
Mit freundlichen Grüssen,
Tünde Lukacs
Sehr geehrter Herr oder
Sehr geehrte Frau Lukacs
Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrer Gemeindeverwaltung ob und wann eine Separatabfuhr für organische Reststoffe aus Küche und Haushalt durchgeführt wird und wo allenfalls Sammelstellen (eventuell unter dem Namen
"Bioklappen") für Compo-Bags vorhanden sind.
Falls Dietikon keinerlei solche Einrichtungen anbietet, können Sie vielleicht bei Compogas nachfragen, was es denn mit diesem "Geschenk" auf sich hat.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch - Hundekot im Kompost
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08.09.2009 | Kompost-Anwendung
Meine Nachbarin besitzt drei große Wolfshunde die frei im Garten
herumlaufen. Den Kot der Hunde, und das ist nicht wenig bleibt die ganze
woche liegen, und wird dann mit dem wöchendlichen Rasenmähen auf den
Koposthaufen der ca. 3 m von meiner Terasse ist entsorgt.Sie können sich
vorstellen wie das an heißen Tagen stinkt.
Was kann ich dagegen unternehmen?
Für Ihre Bemühungen bedanke ich mich im voraus.
mfG
Helmut Roßmeisl
Sehr geehrter Herr Rossmeisl
1) Ihre Nachbarin nimmt eine sehr eigennützige, nach meiner Auffassung verwerfliche, Haltung ein.
2) Ihre Nachbarin hat nicht geringste Ahnung von sachgerechter Kompostierung; was da getan wird, ist blosse Abfallaufhäufung.
3) Diese Abfallanhäufung führt in Form einer stinkenden Deponie zu erheblichen hygienischen Problemen für die Nachbarschaft, letztlich zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität von der schliesslich auch die Nachbarin betroffen ist.
4) Falls ein ernsthaftes Gespräch mit der Nachbarin nicht möglich ist oder zu nichts führt, bleibt nur der Gang zur dafür verantwortlichen Behörde.
Leider habe ich keine Kenntnisse über Gesetze und Verordnungen in Ihrem Land. Vielleicht gibt es ja etwas ähnliches wie hier in der Schweiz.
Im Schweizerischen Zivilgesetzbuch Art. 684 steht:
"III. Nachbarrecht
1. Art der Bewirtschaftung
1 Jedermann ist verpflichtet, bei der Ausübung seines Eigentums, wie namentlich bei dem Betrieb eines Gewerbes auf seinem Grundstück, sich aller übermässigen Einwirkung auf das Eigentum der Nachbarn zu enthalten.
2 Verboten sind insbesondere alle schädlichen und nach Lage und Beschaffenheit der Grundstücke oder nach Ortsgebrauch nicht gerechtfertigten Einwirkungen durch Rauch oder Russ, lästige Dünste, Lärm oder Erschütterung".
Meine Empfehlung:
1) Bitten Sie die Nachbarin an einem warmen Tag zu Kaffee und Kuchen (oder zu einem Glas Wein) auf Ihrer Terrasse, so dass sie sich selber über den unhaltbaren Zustand überzeugen kann; geben Sie der Nachbarin Tipps zum sachgerechten Kompostieren und Entsorgen von Hundekot. Wenn das nicht möglich ist, dann
2) Erkundigen Sie sich in der Nachbarschaft, ob noch andere unter der stinkenden Deponie zu leiden haben. Wenn ja, bilden Sie eine Interessegemeinschaft und gehen Sie das Problem gemeinsam an. Zuerst auf natürlich auf friedlichem und wenn's nichts nützt, auf gesetzlichem Weg.
Selbstverständlich können Sie dies auch als betroffene Einzelperson tun.
Ich schicke Ihnen mit der Post das Merkblatt "Kompostieren" in dem Sie alles kurz und bündig und reich illustriert erläutert finden werden.
Mit freundlichem Gruss
Hans Balmer
Beratung für Humuspflege und Kompostierung micropower[at]vtxmail.ch